Manchmal erreichen mich Fragen beim Kartenlegen, die in der Luft zu schweben scheinen. Es hakt irgendwo, aber man kann es nicht so richtig festmachen. Da sind Pechsträhnen, unerklärliche Ereignisse. Momente, in denen sich eine vormals gute Energie plötzlich in Luft auflöst.
Man steht davor und weiß selbst nicht so genau, was eigentlich passiert ist. Oder man hat einen Verdacht in energetischer Hinsicht, ist sich aber nicht ganz sicher. Und überhaupt, wenn es stimmt, was soll man dann tun?
Ich rede hier nicht vom alltäglichen Auf und Ab des Lebens, von einem schlechten Tag oder einer durchwachsenen Woche, sondern von Monaten, manchmal sogar Jahren, in denen das Glück nicht zurückkommt.
In unserer westlichen Kultur sind wir sehr bemüht alles zu optimieren, nehmen ausgerechnet solche Dinge aber oft still leidend hin. Weil die energetische Ebene für uns nicht richtig zählt. Viele trauen sich selbst nicht ganz über den Weg, was diese Wahrnehmungen betrifft und schieben sie beiseite, weil man sie nicht erklären kann.
Meist sind es KlientInnen mit Wurzeln in anderen Kulturen, die mich ganz selbstverständlich um einen Check-up bitten, was energetisch quer liegt, wenn sich so eine Schieflage entwickelt hat.
Wann immer ich die Freude habe von traditionellen SchamanInnen zu lernen, ist das der erste Punkt: Herausfinden wo die Balance gestört ist. Wo liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer? Auch und gerade, wenn man es nicht direkt benennen kann.
Da können die unterschiedlichsten Ursachen vorliegen. Manchmal sind es tatsächlich Neid oder negative Gedankenpfeile. Es gibt verstimmte Naturgeister oder spirituelle Dinge, in die man zufällig hineingelaufen ist.
Manchmal sind es die Ahnen und - hier bei uns jedenfalls - auch immer wieder die beiden Weltkriege. Bis heute wirken sie nach in Familienlinien und an Orten, deren Ausstrahlung sich damals nachhaltig verändert hat.
Da liegt in einem Kartenblatt die sonst so fröhliche acht der Stäbe und meine innere Stimme sagt unvermittelt: Die Stäbe sind Bomben, die vom dem Himmel fallen, frag die Ratsuchenden nach Bombardierungen, dann wisst ihr, was die Ursache der aktuellen Probleme ist - und so war es tatsächlich. Auch an Orten hängen manchmal noch die traumatischen Ereignisse dieser Zeit fest. Ohne meine Arbeit als Kartenlegerin wäre ich selbst nicht auf die Idee gekommen, wie präsent das noch auf der energetischen Ebene ist.
Die Auswirkungen lassen nicht immer auf die Größe des Problems schließen - und umgekehrt. Es gibt manchmal dramatische Ursachen, die man gut bereinigen kann, sobald der Grund gefunden ist. Genauso gibt es manchmal scheinbar einfache Situationen, die länger nachwirken, als gedacht.
Vor einer Weile stellte mir jemand eine Frage nach einem vermuteten Fluch. Dabei kam heraus, dass die betreffende Person auf einer Reise eine magische Handlung gesehen hatte, mehr im Vorbeigehen, aus dem Augenwinkel. Aber das war so eindrücklich, dass es ein dauerhaftes mulmiges Gefühl hinterlassen hatte.
Irgendwann war die Ursache vergessen, aber das Gefühl blieb. Kaum war die Ursache wieder gefunden und ausgesprochen, war der Bann gebrochen. Manchmal ist es wie bei Rumpelstilzchen: Wer etwas benennen kann, bricht dessen Macht. Die alten Märchen wissen viel über spirituelle Zusammenhänge.
Jede Situation ist einzigartig und manchmal kommt dann die Frage: Woher weißt du, was es in dem Moment bedeutet? Das höre ich auch bei meinen Vollmondkarten auf YouTube oft: Wie bekommst du das so spielend hin, woher nimmst du das?
Viele Jahre Arbeit. Das ist die ganze Antwort. Ich habe Tausende von Kartenlegungen gemacht. Im ersten Moment finde ich diese Zahl selbst ein bißchen surreal, aber ich berate seit 2004 hauptberuflich und davor habe ich auch schon zehn Jahre für Freunde und Familie gelegt. Da kommt einiges zusammen.
Manchmal sage ich scherzhaft zu den TeilnehmerInnen meiner Kurse: Einfach dranbleiben, dann lässt sich Erfolg nicht vermeiden. 🙂 Was die reine Wahrheit ist. Nach meiner Erfahrung geben viele auf, bevor sie überhaupt gut werden konnten. Das ist unheimlich schade und liegt oft an einem scheinbar banalen Faktor. Sie dachten, sie müssten schon weiter sein. Sie hatten Zeit als entscheidenden Faktor im Hinterkopf. Wenn ich jetzt noch nicht besser bin, habe ich dann überhaupt Talent?
Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie viel Neugier und Freude am Kartenlegen von diesem unseligen Zeitdruck gefressen werden. Der überhaupt nicht nötig ist. Kartenlegen ist nichts, was man schnell in einem Wochenend-Seminar lernen kann, auch wenn so ein Seminar nichts schlechtes sein muss, im Gegenteil. Es geht um realistische Erwartungen.
Vor einer Weile sah ich eine Doku über einen japanischen Schmied für Samurai-Schwerter. Er war seit über 40 Jahren dabei, hatte seine eigenen Stahlmischungen entwickelt, die ein gut gehütetes Geheimnis waren und er meinte, dass er so langsam zum Meister seines Faches würde.
Das ist der Spirit, um den es geht! Du liebst etwas, du entscheidest dich, es zu einem Teil deines Lebens zu machen (egal ob als Hobby oder mehr) und ab dann gehört es dazu. Du widmest dich der Sache, tüftelst, probierst aus, machst vielleicht Pausen zwischendurch und entdeckst es anschließend nochmal neu. Du siehst Rückschläge als Teil des Ganzen und bleibst neugierig auf das, was sich mit der Zeit enthüllen wird.
Lass dir nicht reinreden vom Geplapper der sozialen Medien, wo Leute als Experten auftreten, die vor drei Jahren noch nichtmal wußten, wie man Tarot schreibt. 😉 Erhalte dir deine Freude, deine Neugier und dein unabhängiges Denken, dann wird sich alles weitere finden.